Jüdische Filmtage Frankfurt



GRUSSWORT

 

Liebe Besucher*innen, liebe Freund*innen der jüdischen Kultur,

fünf Jahre Jüdische Filmtage Frankfurt! Als Bereicherung und Ergänzung der Jüdischen Kulturwochen, die seit über 40 Jahren das vielfältige jüdische Leben in unserer Stadt prägen und die enge Verbindung zwischen der jüdischen Gemeinde und der Stadt Frankfurt unterstreichen, präsentieren wir in diesem Jahr eine Feier jüdischer Kultur, der Widerstandsfähigkeit und nicht zuletzt des Geschichtenerzählens durch das kraftvolle Medium des Films. Und das ist wichtiger denn je: Die globale Radikalisierung des stetig wachsenden Antisemitismus, insbesondere auch im Zuge des Massakers vom 7. Oktober 2023 und des Krieges in Israel unterstreicht die Bedeutung und Notwendigkeit, für die Bedrohung jüdischen Lebens und spezifische Themen aus der jüdischen Welt zu sensibilisieren. Der Eröffnungsfilm ‚A Good Jewish Boy‘, eine melancholische Komödie, wirft einen humanistischen Blick auf die unmögliche Situation, in der wir uns befinden und vermittelt mit einer bemerkenswerten Leichtigkeit eine Botschaft der Toleranz zwischen den Gemeinschaften. Einen besonderen Blick richten wir in diesem Jahr auf die jüdische Geschichte und Kultur Ostmitteleuropas: Wir folgen dem wohl berühmtesten Porträtisten jüdischen Lebens Osteuropas, dem russisch-jüdischen Fotografen Roman Vishniac, erleben in einem 1925 in längst vergangenen jüdischen Zentren wie Berdytschiw oder Odessa gedrehten Stummfilm mit der Geschichte des Heiratsvermittlers Menachem Mendel die jüdischukrainische Geschichte im zaristischen Russland oder spüren in ‚Holy Week‘, wie sich in Rumänien Ende des ausgehenden 19. Jahrhunderts der Antisemitismus Bahn bricht. Mit herrlich bissigem Humor erzählt der ungarische Filmemacher Ádám Breier in ‚All about the Levkoviches‘ die Geschichte einer jüdischen Familie auf dem verschlungenen Pfad der Versöhnung, ohne dabei die Balance zwischen Komödie und Pathos zu verlieren.

 

 

 

Es erwartet Sie also ein buntes Kaleidoskop internationaler Produktionen aus Argentinien, Deutschland, Frankreich, Griechenland, Israel, Polen, Rumänien, Spanien, Tschechien, der UdSSR, Ungarn sowie den USA, wobei humorvolle Auseinandersetzungen mit existenziellen Lebensrealitäten auf generationenübergreifende Familiengeschichten, vielfältige Perspektiven der letzten Jahrzehnte auf gesellschaftskritische Dramen treffen. In Spielfilmen, Dokumentationen oder Kurzfilmen, aber auch im Theater, in einem Stummfilm- Screening mit Musik, Filmgesprächen, Diskussionsrunden oder auch Karaoke werden jüdische Realitäten an unterschiedlichen Orten innerhalb der Stadt erfahrbar. Zum Abschluss laden wir Sie in das Herzstück jüdischen Lebens zu einem ganz besonderen Abend ein. Die Zweiflers kommen „nach Hause“, und zwar nach Frankfurt in das Ignatz-Bubis-Gemeindezentrum: Als Besucher*innen treffen Sie auf die Filmschaffenden und Schauspieler*innen, hören exklusive Geschichten aus Deutschlands vielfältigster jüdischster Serie und können dabei auch noch allerlei Delikatessen schlemmen. Freuen Sie sich also mit uns auf eine Reihe von fesselnden Veranstaltungen, die nicht allein unterhalten, sondern auch informieren und inspirieren. Gerade in diesen Tagen, in denen der Dialog oft erschwert ist, bieten Filme eine dringend benötigte Möglichkeit zur Reflexion und zum Austausch. Sie schaffen Räume, in denen unterschiedliche Meinungen gehört und respektiert werden können, und tragen so zur Förderung einer inklusiven und offenen Gesellschaft bei.

Wir freuen uns auf Sie!

 

Dr. Ina Hartwig
KULTURDEZERNENTIN DER STADT FRANKFURT AM MAIN

© Salome Roessler

MARC GRÜNBAUM
KULTURDEZERNENT DER JÜDISCHEN GEMEINDE FRANKFURT

© Jens Ihnken